Druckgrafiken angekauft

Eine Grafikmappe der Künstlerin Claudia Berg wurde am 20. Januar im Beisein der Malerin und Grafikerin als Leihgabe der Museen im Schloss Köthen an die Neue Fruchtbringende Gesellschaft und deren Vorsitzende Uta Seewald-Heeg übergeben.

Claudia Berg, die für ihre Grafiken und Illustrationen mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde und deren Werke in Museen im In- und Ausland ausgestellt sind, hatte 2021 im Rahmen eines Arbeitsstipendiums der Kunststiftung Sachsen-Anhalt Porträts von Mitgliedern der 1617 gegründeten Fruchtbringenden Gesellschaft sowie eines Mitglieds der Tugendlichen Gesellschaft geschaffen. Im Rahmen einer Präsentation anlässlich des 444. Geburtstags des Köthener Fürsten Ludwig I. waren diese Arbeiten im Herbst 2023 bereits kurze Zeit am authentischen Ort in der „Erlebniswelt Deutsche Sprache“ zu sehen, einem Ausstellungsteil im Schloss Köthen, der von der Neuen Fruchtbringenden Gesellschaft betreut wird. 

Mit dem Ankauf der fünf Kaltnadelradierungen mit dem Titel „Der Unsterbliche, Der Gekrönte, Der Nährende, der Vielgekörnte, Die Getreue“ hat die Gesellschaft nun die Möglichkeit, die Bilder dauerhaft in ihrer Ausstellung zu präsentieren. Die Köthen Kultur und Marketing GmbH, der Freundes- und Förderkreis Bach-Gedenkstätte im Schloss und die Neue Fruchtbringende Gesellschaft ermöglichten mit ihrem finanziellen Engagement partnerschaftlich den Ankauf der Grafikmappe.

Anhalt-Bitterfelds Landrat Andy Grabner sagte anlässlich des Ankaufs: „Es freut mich sehr, dass wir durch den Erwerb der Grafikmappe mit den beeindruckenden Kaltnadelradierungen der Künstlerin Claudia Berg durch die KKM die Gelegenheit haben, einen einzigartigen Blick auf die Mitglieder der Fruchtbringenden Gesellschaft und der Tugendlichen Gesellschaft zu werfen. Die Radierungen bringen uns einige der Persönlichkeiten der frühen Sprachförderung auf faszinierende Weise näher. Mit der Leihgabe an die Neue Fruchtbringende Gesellschaft und der Präsentation in der Ausstellung ‚Erlebniswelt Deutsche Sprache‘ hoffen wir, viele Besucher nach Köthen zu locken und unsere Sprachgeschichte noch besser erlebbar zu machen.“

„In der Ausstellung gibt es wenige Originale und ich bin deshalb sehr stolz, dass meine Arbeiten hier dauerhaft gezeigt werden, denn hier gehören sie hin“, sagte Künstlerin Claudia Berg anlässlich der Übergabe.

Uta Seewald-Heeg nannte den Ankauf und die Leihgabe an die Neue Fruchtbringende Gesellschaft, deren Vorsitzende sie ist, „einen Glücksfall“. „Mit der Abbildung von Anna Sophia von Anhalt als einziger Frau in der Runde öffnen wir einen neuen thematischen Raum, denn sie war diejenige, die andere adligen Damen dazu animierte, mit der Tugendlichen Gesellschaft das weibliche Gegenstück zur Fruchtbringenden Gesellschaft zu gründen.“

„Mit den Arbeiten von Claudia Berg wird die Arbeit der Fruchtbringenden Gesellschaft in die Gegenwart geholt. Als Museum wollen wir lebendige Bezüge zur Gegenwart herstellen. Der Ankauf und die Leihgabe sind Ausdruck einer gelebten Partnerschaft“, äußerte sich Christine Friedrich, Geschäftsführerin der Köthen Kultur und Marketing GmbH und Direktorin der Museen im Schloss Köthen.

Die Fruchtbringende Gesellschaft, die im Jahr 1617 gegründet wurde und deren erstes Oberhaupt Fürst Ludwig I. von Anhalt-Köthen war, initiierte eine umfangreiche Spracharbeit und gilt als erste und bedeutendste Sprachgesellschaft der frühen Neuzeit. Mit dem Ziel, die deutsche Sprache zu einer Literatursprache zu entwickeln, bereicherten die Mitglieder der Gesellschaft die deutsche Sprache mit einer großen Zahl neuer Wortbildungen, verfassten Grammatiken und Poetiklehrwerke, übersetzten  Texte und schufen Gedichte und Prosa. Die in die Fruchtbringende Gesellschaft berufenen Mitglieder erhielten einen Gesellschaftsnamen, der zur Bezeichnung einer Tugend des Mitglieds diente. Der Initiator der Gesellschaftsgründung, Fürst Ludwig I. von Anhalt-Köthen, war Der Nährende, der Dichter und Übersetzer Diederich von dem Werder wurde als Der Vielgekörnte (Vielbekrönte) und der Dichter und Theoretiker des Barock, Martin Opitz, als Der Gekrönte in die Fruchtbringende Gesellschaft aufgenommen. Der in Glogau geborene Dichter und Dramatiker Andreas Gryphius, der unter Ludwigs Nachfolger in die Fruchtbringende Gesellschaft aufgenommen wurde, erhielt den Gesellschaftsnamen Der Unsterbliche.

 Fürst Ludwigs jüngste Schwester, Anna Sophia von Anhalt, begründete 1619 zusammen mit anderen Fürstinnen und Gräfinnen gewissermaßen den weiblichen Arm der Fruchtbringenden Gesellschaft, die Tugendliche Gesellschaft, in der Anna Sophia von Anhalt den Namen Die Getreue führte.

In der „Erlebniswelt Deutsche Sprache“ werden aus konservatorischen Gründen vorerst zwei der Porträts, die Claudia Berg angefertigt hat, ausgestellt. (20. Januar 2025)